Handelspolitik: Würdige Löhne – auch in Bangladesch

08.07.2021

Helmut Scholz, handelspolitischer Sprecher der Linksfraktion THE LEFT im Europäischen Parlament, forderte in der heutigen Plenardebatte zu Arbeitnehmerrechten in Bangladesch:

„Beenden wir dieses verantwortungslose Handeln!“ In der Pandemiekrise werde das ohnehin niedrige Lohnniveau auch auf Druck der europäischen Textilindustrie noch weiter gedrückt. Es gäbe kaum ein Textilunternehmen, das nicht die Produktion in das südasiatische Land verlagerte.

„Mehr als vier Millionen Menschen arbeiten in Bangladesch im Textilsektor und stellen mit ihrer harten Arbeit einen großen Teil der Kleidung her, die wir in Europa tragen“, so der Abgeordnete.

„Das geschieht zu Bedingungen, die ich nur als Ausbeutung bezeichnen kann. Die Einkäufer europäischer Unternehmen drücken die Preise. Die Löhne sind so niedrig, dass jede Näherin Überstunden machen muss. Oft sind 100 davon im Monat nötig, um die Miete für den einen Raum für eine ganze Familie zahlen zu können und die Kinder mit Essen zu versorgen.“

Gerade durch die von der Pandemie unterbrochenen Lieferketten und den Rückzug von Unternehmen habe der Druck auf die Arbeitsrealität weiter zugenommen, so Scholz. Die ohnehin minimalen Löhne würden weiter gesenkt, was auch zu massiven Protesten mit Toten und Verletzten führte.

Helmut Scholz weiter:

"Rechnen wir uns mal aus, welche Gewinnspanne entsteht, wenn eine Frau für 70 Euro im Monat 200 Pullover herstellt. Für ein würdiges Leben in Dhaka müsste Sie 370 Euro verdienen. Und wissen Sie was? Die dafür nötige Erhöhung im Einkaufspreis würden die Kunden in Europas Geschäften noch immer kaum merken."

Helmut Scholz schlussfolgerte:

„Erstens brauchen wir ein wirksames Lieferkettengesetz. Zweitens müssen wir bei der anstehenden Reform des Handelspräferenzsystems dafür sorgen, dass die Ziele der Sorgfaltspflicht unterstützt werden und nicht unterwandert. Drittens dürfen wir nicht nur auf den Textilsektor schauen. Der Mindestlohn für die vielen Teepflückerinnen in Bangladesch beträgt skandalöse 1,17 Euro am Tag.“  Es reiche nicht, Bangladesch zur Umsetzung der ILO Normen im Arbeitsrecht und in der tagtäglichen Produktion aufzufordern, sondern die EU-Gesetzgeber Rat und Parlament sowie die EU-Kommission sind unmittelbar selbst gefordert, betonte Scholz.