Den Eisbären wird es bald nicht mehr geben

29.07.2019
Helmut Scholz
Eisbären in Not - handeln wir endlich!

Bereits am heutigen Tag hat die Weltbevölkerung die für das gesamte Jahr 2019 zur Verfügung stehenden natürlichen Ressourcen aufgebraucht. Ab sofort bis zum Ende des Jahres verbrauchen die Menschen weltweit Ressourcen, die die Erde in den verbleibenden Monaten des Jahres nicht mehr erneuern kann. Der sogenannte Erdüberlastungstag rutscht von Jahr zu Jahr immer weiter nach vorn; noch vor einigen Jahren lag dieser Tag im letzten Quartal eines Jahres, noch vor einigen Jahrzehnten verbrauchte der Mensch weniger, als der Planet an natürlichen Ressourcen zur Verfügung stellte.

Helmut Scholz, handelspolitischer Sprecher der Linksfraktion im Europäischen Parlament, erklärt dazu: „Dass der Erdüberlastungstag immer frühzeitiger erreicht wird, ist unserer Produktions- und Konsumtionsweise geschuldet, insbesondere der von Industrienationen wie Deutschland und vielen anderen EU-Mitgliedstaaten. Überfällig ist vor diesem Hintergrund der radikale sozial-ökologische Umbau des heute auf allen Kontinenten vorherrschende  Finanz- und Wirtschaftssystems sowie die konsequente Ausrichtung der internationalen Handelspolitik auf die Erfüllung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen entsprechend der vereinbarten Agenda 2030. Dazu gehört die konsequente Stärkung der gemeinschaftlichen, international verbindlichen Verantwortung für Überwindung von Armut, Schaffen von Klimagerechtigkeit sowie die Beendigung der Übernutzung unseres Ökosystems.“

Brennende Wälder nicht nur in Brandenburg, Portugal oder Griechenland, sondern gerade die flächenmäßig riesigen Brände in Alaska, Sibirien oder Grönland, der gesamten Region um den Nordpol, sowie auftauende Permafrostböden setzen Unmengen an Kohlenstoffdioxid (CO2) frei, lassen die Temperaturen und somit den Meeresspiegel weiter steigen. Menetekel für die Erkenntnis, dass die Klimakrise uns alle auf allen Kontinenten betrifft.

„Durch unsere auf Konsum ausgelegte Lebensweise entziehen wir nicht nur uns selbst die Lebensgrundlage, sondern befördern die globale Erderwärmung noch weiter und schaden dem Ökosystem massiv. Ganze Tierarten wie beispielsweise den Eisbären wird es bald nicht mehr geben. Die vor Jahren von klugen Politiker*innen in Ecuador entwickelte Idee solidarischer Wirtschaftsbeziehungen zur Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung mit sozialem, umwelterhaltendem und menschenrechtsförderndem Anspruch durch die Nichtförderung von Erdöl in einem der artenreichsten Gebiete unseres Planeten (Yasuni-Amazonas ITT) scheiterte nach positivem Anfang an der neoliberalen internationalen Wirtschaftsrealität. Das bisher vom verhandelten EU-Mercosur-Assozierungs- und Handelsabkommen Bekannte spricht Bände: Die brutale Logik einer auf kurzfristige Vorteile generierenden Handels- und Wirtschaftskooperation wird fortgesetzt und die verbindlichen Durchsetzungsinstrumente für eine langfristig zu sichernde sozial-ökologisch nachhaltige Entwicklung negiert. Die gemeinsame Verantwortung der EU und der Regierungen der Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay für eine heute dringend notwendig zu vollziehende Veränderung unserer Wirtschaft unter demokratischer gesellschaftlicher Teilhabe aller von einer Übernutzung des globalen Ökosystems Betroffenen wird in wohlklingenden Formeln behauptet, aber erneut nicht real wahrgenommen“, erklärt Helmut Scholz.

„Der Erdüberlastungstag ist nachdenklich stimmender Anlass, die vorhandenen Vorschläge für eine alternative Handelspolitik aufzugreifen, weiterzuentwickeln, in bindendes EU-Recht zu übertragen und in den vorhandenen internationalen Gremien wie der Welthandelsorganisation WTO, der UNCTAD sowie anderen UN-Gremien zum Maßstab verantwortlichen Handelns zu machen.“